Linkes Wörterbuch

Was bedeutet eigentlich „Profit“? Ihr redet immer wieder von „Enteignung“, was meint ihr denn damit? Und was versteht ihr eigentlich unter „Revolution“?

Diesen Fragen gehen wir in unserem linken Wörterbuch nach und möchten unser Verständnis der Begrifflichkeiten zugänglich und diskutierbar machen. Wir möchten dazu beitragen, diese Begriffe besser zu verstehen die Diskussion über die Herausforderungen unserer Zeit zu fördern.

Die Begriffserklärungen gibt es auch als gedruckte Postkarten: In Nürnberg in der Schwarzen Katze und in Stuttgart im Stadtteilzentrum Gasparitsch.



Enteignung

/Enteígnung/, Substantiv, feminin [die]

Etwas von Privateigentum in gesellschaftliches Eigentum überführen

In einer Gesellschaft, in der Ausbeutung und Unterdrückung an der Tagesordnung sind, stellt die Enteignung einen Schritt in Richtung sozialer Gerechtigkeit dar.

Enteignung ist ein Prozess, bei dem Eigentum oder Vermögen einer Person oder Gruppe einer tatsächlichen gesellschaftlichen Kontrolle unterliegt. Es geht nicht darum, dass persönliche Gegenstände wie eine Zahnbürste oder Ähnliches weggenommen werden sollen.

Es geht vielmehr um die Überführung von Eigentum oder Vermögen der Unternehmen und Individuen in die Hände der Gesellschaft, um den erwirtschafteten Wohlstand gerechter zu verteilen.
Dieser Ansatz zielt darauf ab, den geschaffenen Wohlstand demokratisch nach den Bedürfnissen der Menschen zu organisieren, anstatt dass er hauptsächlich in den Händen weniger Privilegierter bleibt.
Es geht darum, dass die Ressourcen und Produktionsmittel, die von der Gesellschaft produziert und genutzt werden, auch in Hand der Gesellschaft bleiben und ihr zugutekommen sollen. 


Klassenkampf

/ˈklasn̩kampf/, Substantiv, maskulin [der]

Ökonomische, politische und ideologische Kämpfe zwischen gesellschaftlichen Klassen.

Im Kapitalismus gibt es einen grundsätzlichen Interessengegensatz zwischen der Klasse der Lohnabhängigen als Besitzer*innen von Arbeitskraft und der Klasse der Kapitalist*innen als Besitzer*innen der Produktionsmittel. Kurz: Wir als Arbeiter*innenklasse sind es, die den gesellschaftlichen Reichtum produzieren, die Kapitalist*innen bestimmen jedoch über diesen. [siehe dazu auch „Klasse“]

Aus diesem grundsätzlichen Widerspruch entstehen ökonomische, politische und ideologische Kämpfe. Diese Kämpfe nennen wir Klassenkämpfe. Die Kapitalist*innen kämpfen um den Erhalt und die Verschärfung der jetzigen Verhältnisse. Wir, die Lohnabhängigen, kämpfen für die Verbesserung der Lebenssituation und eine Veränderung der Verhältnisse. 

Der Kampf der Kapitalist*innen wird geführt durch innerbetriebliche und gesellschaftliche Zwänge, Hierarchien, Spaltung, Regeln und Gesetze, die bei Nichteinhaltung sanktioniert werden. Aber auch die bewusste Abwälzung der Kosten von Krisen auf die lohnabhängige Bevölkerung, die Streichung von sozialen Leistungen / Errungenschaften, sind Teil des Klassenkampfs von oben.

Demgegenüber stehen die Kämpfe, die für die Verbesserung der Situation der Arbeiter*innen geführt werden – also bspw. Kämpfe für bessere Arbeitsbedingungen, höhere Löhne, weniger Arbeitszeit bei vollem Lohnausgleich …. . Aber auch Kämpfe die sich gegen die herrschenden Verhältnisse an sich richten und eine Gesellschaft ohne Ausbeutung und Unterdrückung anstreben, sind Klassenkämpfe von unten.

Klassenkämpfe dienen als treibende Kraft für die (Weiter-)Entwicklung der Gesellschaft, indem sie entweder zur Verschärfung der bestehenden Verhältnisse oder zu deren Verbesserung oder Umgestaltung führen.


Kommunismus

/kɔmuˈnɪsmʊs/, Substantiv, maskulin [der]

Eine klassenlose Gesellschaft, in der die Produktionsmittel gemeinschaftlich besessen werden und die Bedürfnisse der Menschen im Mittelpunkt stehen.

Der Kommunismus ist eine klassenlose Gesellschaft [siehe Begriff Klasse], in der das Privateigentum an Produktionsmitteln (Maschinen, Computer, Land, …) abgeschafft ist [siehe Begriff Privateigentum] und diese sich in gesellschaftlichem/gemeinschaftlichem Eigentum befinden.                                    

Produziert wird nicht – wie im Kapitalismus – das was Profit bringt, sondern nach den Bedürfnissen der Menschen. Dies erfordert eine Planung der Produktion und der Verteilung von Gütern und Dienstleistungen, was angesichts des technologischen Fortschritts heute möglich ist. 

Im Kommunismus ist die Carearbeit sowie die soziale Reproduktion vergesellschaft und die Lohnarbeit wie sie unter kapitalistischen Verhältnissen stattfindet grundlegend anders. Damit schafft der Kommunismus die Basis die Ausbeutung des Menschen und der Natur durch den Menschen zu beenden. 

Dabei trägt jede*r nach seinen Fähigkeiten und Möglichkeiten zur Gesellschaft bei und erhält entsprechend den eigenen Bedürfnissen Güter und Dienstleistungen.

Sprich: Im Kommunismus stehen die Menschen und nicht – wie im Kapitalismus – das Kapital im Mittelpunkt. Während der Kapitalismus zur Entfremdung führt, hat im Kommunismus jede*r die Möglichkeit, sich frei und selbstbestimmt zu entfalten, ohne durch ökonomische Zwänge eingeschränkt zu sein. 

Der Kommunismus leidet unter der Rezeption der bisherigen realexistierenden sozialistischen Versuche die mit erheblichen Herausforderungen verbunden waren und in denen viele Fehler begangen wurden. Dies diskreditiert jedoch nicht das Ziel einer klassenlosen Gesellschaft, in der der Mensch an erster Stelle steht. Stattdessen verdeutlicht dies, dass es notwendig ist, aus den Fehlern zu lernen und Schlüsse zu ziehen, um das Ziel einer befreiten Gesellschaft letztlich zu erreichen.

Oder um es mit Bertolt Brecht zu sagen:
„Der Kommunismus ist wirklich die geringste Forderung,
Das Allernächstliegende, Mittlere, Vernünftige.“


Privateigentum

/Priváteigentum/, Substantiv, Neutrum [das]

privates, jemandem persönlich gehörendes Eigentum

Privates Eigentum, vor allem an Produktionsmitteln, bildet die Grundlage kapitalistischer Verwertung. Durch privaten Besitz und Kontrolle von Produktionsmitteln (also all jener Dinge, die benötigt werden, um Waren für den kapitalistischen Markt zu produzieren) eignen sich Besitzer dieser die Arbeit der vielen an, welche nicht selbst im Besitzt von Produktionsmitteln stehen. Private Personen oder auch Konzerne, Banken etc. sind durch das private Eigentum in der Lage, die von der Gesellschaft geleistete Arbeit und die daraus entstehenden Produkte und Ideen in ihren Besitz zu nehmen und dadurch über diese zu verfügen.

Was wann, von wem und zu welchem Zweck hergestellt wird, entscheidet nicht der Großteil der Bevölkerung, welche tatsächlich produziert und konsumiert. Dies tun die, welche der Klasse derjenigen angehören, welche die Produktionsmittel ihr eigen nennen und durch diese Reichtum besitzen und Macht ausüben.

Im Jahr 2023 verfügten in der BRD einer Studie von Oxfam zufolge zwei Einzelpersonen mehr Vermögen als 42 Millionen Menschen. Offizielle Statistiken gibt es hierzu nicht.


Profit

/pʀoˈfit/, Substantiv, maskulin [der]

Gewinn, Nutzen, den jemand aus etwas zieht, von etwas hat

Der Profit ist der Überschuss, welchen Kapitalistinnen nach dem Abzug ihres investierten Kapitals durch die Ausbeutung der Arbeiterinnen generieren. Er ist Ziel und Zweck der kapitalistischen Produktionsweise. Alle unternehmerischen Handlungen sind nur scheinbar auf die Versorgung oder das Allgemeinwohl ausgelegt, dienen aber letztlich nur der Erwirtschaftung von Profit. Eine Ware wird nur produziert, so lange sie Profit abwirft, nicht aber davon abhängig, ob sie benötigt wird. So steht der Profit in den herrschenden Verhältnissen immer über den Interessen und Bedürfnissen der Menschen.

Im Zuge des kapitalistischen Wettbewerbs muss der Profit fortwährend gesteigert werden. Dies bedeutet einerseits zunehmende Ausbeutung der Arbeitskraft durch Arbeitsverdichtung, Senkung der Produktionskosten sowie sinkende Reallöhne.

Andererseits führt der Zwang zur Profitmaximierung auch dazu, dass immer neue Wege zur Profitgenerierung gegangen werden – nach und nach wird jedes mögliche Gut vermarktet. Bspw. werden vermeintlich kostenlose Dienstleistungen wie Social Media zum Verkauf von Daten genutzt oder aber Wasser der Allgemeinheit entzogen und dieser erst wieder über Konzerne, welche sich gut dafür bezahlen lassen, zugänglich gemacht.


Revolution

/ʁevoluˈt͡si̯oːn/Substantiv, feminin [die]

Tief greifende Wandlung; umwälzende, bisher Gültiges, Bestehendes o. Ä. verdrängende, grundlegende Neuerung

Die Revolution ist eine radikale Veränderung der herrschenden politischen, sozialen, ökonomischen oder gesellschaftlichen Bedingungen und verursacht damit eine grundlegende Neuerung der Verhältnisse. D.h. eine Revolution bricht mit den bisherigen Funktionsweisen des Systems und wird damit zur Keimzelle von etwas Neuem, etwas, das grundsätzlich anders funktioniert als das Bisherige.

Wenn wir also von einer Revolution sprechen, dann streben wir eine Umwälzung der herrschenden kapitalistischen Verhältnisse an, in der die grundlegenden Funktionsweisen des Kapitalismus – der Widerspruch zwischen gesellschaftlicher Produktion und privater Aneignung des Reichtums, dem ständigen Streben nach Profitmaximierung und Verwertung von Kapital – durchbrochen werden und damit die Basis für eine solidarische Gesellschaft geschaffen wird. Eine Gesellschaft, in der statt des Profits der Mensch und dessen Bedürfnisse an erster Stelle steht.

Um dies zu erreichen, reicht kein einmaliger Akt, kein Umsturz oder Staatsstreich aus. Es benötigt einen permanenten Prozess der Revolution, der von der Gesellschaft im Diskurs, im Handeln und im Alltag verhandelt und getragen wird und die solidarische Gesellschaft kontinuierlich gestaltet.

Dies geht weit über den oft fälschlicherweise auf einen Gewaltakt reduzierten Revolutionsbegriff hinaus, der bewusst verschleiert, dass die Gewalt während einer Revolution von denjenigen ausgeht, die das Neue verhindern und ihre Herrschaft verteidigen wollen – im Zweifel auch auf Kosten von Menschenleben.