
Gostenhofer Stadtteilaufruf zum revolutionären 1. Mai 2025 in Nürnberg
22. April 2025„Die Zeiten des Paradieses (…) sind vorbei!“ propagierte der wohl künftige Kanzler Friedrich Merz. Anlass dieser Drohung war das milliardenschwere Sondervermögen inklusive Aushebelung der Schuldenbremse für eine hemmungslose Aufrüstung und Militarisierung. Angesichts solcher Worte kann sich die Mehrheit hier nur ungläubig die Augen reiben: wie paradiesisch sind unsere Lebensverhältnisse denn im kapitalistischen Alltag? Leben wir in Wohnungen, die groß genug und modern ausgestattet sind, ohne dafür zum Teil über die Hälfte unseres Lohns ausgeben zu müssen? Gibt es etwa nicht mehr und mehr Menschen, die am Ende des Monats Rechnungen jonglieren müssen? Und jetzt soll noch mehr an uns gespart werden, um die deutsche Rolle im imperialistischen Wettrüsten zu finanzieren. Von klein auf, erleben wir, dass das Leben in diesem System nicht auf unser Wohl ausgerichtet ist. Zur Betreuung der Kleinsten lässt sich nur schwer ein Platz finden, vor allem die Krippen sind sehr teuer und nun soll auch noch das bayerische Krippen-und Familiengeld gekürzt werden, das vielen Eltern zumindest etwas Erleichterung brachte. Weiter geht es im kaputt gesparten Bildungswesen, wo Kinder in maroden Schulgebäuden und von zu wenig Lehrer*innen und pädagogischen Personal bis in den Nachmittag hinein verwahrt werden. Weil fast niemand freiwillig für dieses „Paradies“ töten und sterben will, wird an immer mehr Schulen die Bundeswehr eingeladen, um jungen Menschen vorzugaukeln, dass sie dort eine „Perspektive“ finden können. Wenn die Herrschenden von Perspektive sprechen, meinen sie Lohnarbeit.
Wenn Lohnarbeiten etwas Schönes wäre, wäre es den Reichen vorbehalten
Der Fakt, dass wir unsere Arbeitskraft verkaufen müssen,um zu überleben nur für den Profit der Reichen, ist an sich schon das Übel unserer Klasse. Arbeitszeitverdichtung und Arbeitshetze erhöhen den Druck. Die andauernde Drohung von Kürzungen und Entlassungen machen uns erpressbar. Viele denken sich: besser ein schlechter bezahlter Job als gar keiner und ertragen den Alltag, die Sorgen und den Frust. Über 50% der Fehltage sind mittlerweile auf Depression zurück zu führen. Verkauft wird uns dieses Massenphänomen als individuelles Leiden. Man wird zur Therapie geschickt, doch die Plätze gibt es nicht für all diejenigen, die am kapitalistischen Alltag drohen zu zerbrechen. Das Gesundheitswesen, die Pflegeeinrichtungen, sie alle sind der Logik des Profits schon längst unterworfen. Weit weg von einem Ansatz, der sich an den Bedürfnissen der Kranken und Pflegebedürftigen ausrichtet, wird geschaut, mit wem wie viel Geld zu machen ist. Überflüssige Behandlungen sind dadurch ebenso alltäglich wie Unterversorgung im Altenheim.
Das Paradies erkämpfen! Ungehorsam jetzt! Zusammen kämpfen für eine besseres Morgen!
Alles scheiße? Ja, schon, aber wir können da raus kommen! Wenn wir erkennen, dass:
1. wir richtig viele sind – nämlich alle, die ihre Arbeitskraft verkaufen müssen.
2. die Welt veränderbar ist und niemals alles so bleibt, wie es ist.
3. Geschichte nicht passiert, sondern gemacht wird. Nicht nur von Konzernchefs und Kanzler*innen, sondern von der Masse der Menschen – von uns – von unten!
4. wir uns dafür nicht isolieren und spalten lassen dürfen, sondern uns zusammentun müssen – gegen den Chef, die Vermieterin, den Rassisten in der Stammkneipe oder die Bundeswehr-Veranstaltung an unser Schule…
Lassen wir uns nicht einlullen von den Versprechen bürgerlicher Parteien. Ihr Job, den Status quo auf Biegen und Brechen aufrecht zu erhalten, steht dem Kampf für eine andere Welt unversöhnlich gegenüber. Lassen wir uns auch nicht täuschen von Pseudo-Mitbestimmung, bei der wir am Schluss nur unsere eigene Ausbeutung oder Verdrängung etwas bunter anmalen dürfen. Lassen wir uns nicht für ihr Kriegsprogramm anwerben. Denn wenn sie Freiheit sagen, meinen sie Kapitalismus, wenn sie Verteidigung sagen, meinen sie Krieg. Lassen wir nicht zu, dass sie uns mit ihrer rassistischen Sündenbock-Propaganda spalten und uns in Konkurrenz stellen. Machen wir uns gerade für eine andere, eine bessere Welt jenseits von Krieg, Ausbeutung und Unterdrückung. Das spricht dich an? Dann bist du am revolutionären 1. Mai in Nürnberg genau richtig. Komm zur Demo und zum anschließenden Fest.