Stuttgarter Zeitung auf Abwegen – Soldaten auf dem Wasen

Stuttgarter Zeitung auf Abwegen – Soldaten auf dem Wasen

27. September 2024 Aus Von oa

Der neueste Artikel der Stuttgarter Zeitung zur Bundeswehr hat mal wieder den Vogel abgeschossen – um mal im Wording des Verfassers zu bleiben. Dieser wirft munter-fröhlich mit wilden Assoziationen und Imaginationen um sich, um seinen Artikel aufzupeppen. Doch was war überhaupt los?

Am vergangenen Montag war die Bundeswehr beim Herbstfest auf dem Wasen und hat im Bierzelt gefeiert. So weit, so schräg. Als genügt es nicht, dass laut Artikel 3700 Soldat*innen den Wasen in Uniform stürmen, wird von Seiten des Lokaljournalismus dieses in seichte Worte und (vermeintlich) witzige Wortspielereien gepackt. Im Artikel wird davon gesprochen, dass die Soldat*innen von überall her gereist sind und mit zwei Bier und einem Göckele zum Wasen gelockt wurden. Und dann wird völlig bagatellisiert, wo man als Bundeswehr-Mitglied überall hinkommt: „Afghanistan, Mali, Bad Cannstatt“ – das klingt fast wie eine Band auf Welttournee. Aber die Realität ist: dort wo die Bundeswehr hingeschickt wird, herrschen Kriege, Tod, Hunger, Elend, Angst, Verzweiflung und vieles mehr und die Bundeswehr mischt heftig mit.

Als wäre dieser unglaublich menschen- und leidverachtende Vergleich nicht genug, setzt der Autor des Artikels noch eins drauf: „Sie bewiesen im übrigen, dass Sahra Wagenknecht recht hat, es braucht keine Mittelstreckenraketen. Die Bundeswehr ist abschreckend genug, sie bewies ihre Kampfbereitschaft: Von den Gegnern blieben nur Knochen übrig.“ Hier werden Menschen mit Hähnchen verglichen – geschmackloser geht es wohl nicht mehr!

Und – na klar – wer darf nicht fehlen? Der Stuttgarter Oberbürgermeister Nopper begrüßt die Gäste und hofiert die Uniformträger*innen beim Saufen. Auch dabei wird wieder deutlich, wo OB Nopper seine Prioritäten setzt und was anscheinend als normal gilt – ein Oberbürgermeister freut sich über feiernde Soldat*innen.

Alles in allem zeigt der Artikel, was als Negativtrend gerade generell zu beobachten ist: es wird versucht, der Bundeswehr ein Image eines coolen Clubs oder einer angesagten Band zu geben, sodass völlig verharmlost wird, was wirklich dahinter steckt: Soldat*innen werden dafür ausgebildet zu töten. Außerdem werden Krieg und die Militarisierung der Gesellschaft als völlige Normalität dargestellt und eine verschärfte Aufrüstung wird dadurch legitimiert und eine drohende Kriegsgefahr bagatellisiert. Für uns ist klar: wir müssen gemeinsam gegen die Militarisierung der Gesellschaft antreten – Wir stehen ein für eine solidarische Gesellschaft ohne Krieg, Aufrüstung und Militär.

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